IQ Netzwerk Niedersachsen IQ Netzwerk Niedersachsen
Newsletter 4 | 24
10. Dezember 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahresende ist bei uns - wie sicherlich bei vielen von Ihnen – der Zeitpunkt, an dem wir einen Rückblick auf 2024 werfen, zugleich aber schon aufs neue Jahr 2025 mit seinen anstehenden Aufgaben und Herausforderungen schauen. In unserem letzten Newsletter in diesem Jahr möchten wir Sie über unsere teils neuen Angebote informieren, eine kurze Bilanz nach gut einem Jahr Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2.0 ziehen und auf anstehende Veränderungen blicken. Außerdem informieren wir Sie über unsere Veranstaltungstermine im ersten Quartal 2025.

Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Nun aber erst einmal eine spannende Lektüre!

Ihr Team vom IQ Netzwerk Niedersachsen

Die Illustrationzeigt einen Monitor, auf dem eine Person mit einem Megafon zu sehen ist. Daneben steht News. © Freepik | pch.vector

Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2.0 – eine erste Bilanz unserer Expert*innen

Ein Jahr nach Inkrafttreten der ersten Neuregelungen wollen wir da hinschauen, wo die Fachkräfte ankommen sollen, in den Unternehmen. Wir haben unsere Expert*innen gefragt, die tagtäglich mit Arbeitgebenden in Kontakt stehen und diese zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte beraten: Spüren Unternehmen Vereinfachungen beim Anwerben ausländischer Fachkräfte? Was wünschen sich Unternehmen? 

Seit Einführung der erweiterten Regelungen für die Fachkräfteeinwanderung ist die Rechtslage noch komplexer geworden. „Viele Unternehmen werfen die verschiedenen Aufenthaltstitel und Paragraphen durcheinander“, so Ingo Henning vom IQ Netzwerk Niedersachsen. Der Beratungsbedarf der Unternehmen hat in dieser Hinsicht zugenommen. 

Unternehmen berichten, dass die Anwerbung mit einem hohen zeitlichen und personellen Aufwand verbunden sei, der nur mit viel Herzblut und persönlichem Engagement zu leisten sei. Angefangen bei der Abholung vom Flughafen über die Begleitung bei Behördengängen bis hin zur Hilfe bei der Wohnungssuche müssen die Unternehmen teils selber Einsatz zeigen, da es nicht in allen Regionen entsprechende Unterstützungsangebote gibt. Hier wünschen sie sich mehr staatliche Strukturen, die diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen können.

Zudem wünschen sich Unternehmen eine stärkere Verzahnung der Abläufe und ein besseres Ineinandergreifen der vielen einzelnen bürokratischen Schritte. Sie berichten beispielsweise von monatelangen Wartezeiten beim Wechsel des Arbeitsgebers, da die Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden schwierig sei. 

Auch kritisieren einige Unternehmen die Tonlage politischer Diskussionen und Pressebeiträge. Migration werde zu oft mit Problemen gleichgesetzt. Zu einer Willkommenskultur gehöre auch ein respektvoller Umgang mit Zuwandernden auf allen Ebenen. 

Unser Fazit: Mit der veränderten Rechtslage ist ein erster Schritt getan, um Deutschland als Einwanderungsland attraktiver zu machen. In der Praxis gibt es jedoch noch einige Stolpersteine, die aus dem Weg geräumt werden müssen, damit Abläufe einfacher werden.

Netzwerken im Advent: VHS Braunschweig zu Besuch im Virtuellen Lerncampus

Am frühen Morgen des 29. November 2024 herrschte bereits reges Treiben am Braunschweiger Standort des IBB: Die stellvertretende Regionalleiterin Nord, Annika Schubotz, die Gebietsverantwortliche Rebecca Schwan sowie Tammo Schäfer und Julia Michaux-Stander vom IQ Teilvorhaben Virtueller Lerncampus hatten sich versammelt, um den Empfang geschätzter Gäste vorzubereiten: Das Team der Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung der VHS Braunschweig hatte seinen Besuch angekündigt. 

Das Treffen war einerseits ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, die bereits in früheren Förderperioden eng zusammengearbeitet hatten, andererseits aber auch eine gute Gelegenheit, sich untereinander vorzustellen oder sich über neue Aufgaben und Werdegänge auszutauschen. Auf dem Programm stand zum einen die Vorstellung neuer Entwicklungen im pädagogischen Konzept und im Angebotsportfolio. Vor allem aber wurde darüber nachgedacht, wie man als gut funktionierender Verbund Menschen ausländischer Herkunft bestmögliche Entwicklungschancen bieten kann, welche Herausforderungen es gibt und was es braucht, um diese zu meistern. Am Ende lag neben dem Duft von Zimtsternen viel Begeisterung, Inspiration und Tatendrang in der Luft.

Das Foto zeigt die Teilnehmenden des Treffens v.l.n.r.: Barbara Jördening, Matilde Delgado-Fölster, Julia Grund, Sylvia Eckert (alle VHS Braunschweig), Julia Michaux-Stander, Tammo Schäfer (IBB, IQ Projekt Virtueller Lerncampus), Elena Sabuga (VHS Braunschweig), Rebecca Schwan, Annika Schubotz (beide IBB) © IBB Institut für Berufliche Bildung AG

Individuelle Qualifizierungsbegleitung im IQ Netzwerk

Das IQ Netzwerk Niedersachsen bietet im Rahmen der Anerkennung neben zahlreichen berufsspezifischen Kursen auch einzelfallbezogene Qualifizierungsbegleitung an. 

Wie kann eine solche Begleitung aussehen?
Askander Fakhri Ibrahim ist 44 Jahre alt und kommt aus dem Irak. Dort hat er einen Berufsabschluss als Medizinischer Technologe für Laboratoriumsanalytik (MTLA) absolviert und in verschiedenen Laboren Berufserfahrung gesammelt. 2019 kommt er mit seiner Familie nach Dannenberg. Doch um in seinem Beruf arbeiten zu dürfen, benötigt er zunächst die Anerkennung seines irakischen Abschlusses, denn sein Beruf ist in Deutschland reglementiert. Dazu stellt er Anfang 2023 einen Antrag auf Anerkennung beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. Ende 2023 bekommt er einen Bescheid mit einer Teilanerkennung. Das bedeutet, er muss für die volle Anerkennung seines Abschlusses zunächst eine Ausgleichsmaßnahme absolvieren. Diese umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil. Aber wie kann er nun einen Arbeitgeber und ein entsprechendes Institut finden?

Mit dieser Frage wendet sich Herr Fakhri Ibrahim an Carolin Reintjes von der einzelfallbezogenen Qualifizierungsbegleitung. Frau Reintjes weiß, dass als Arbeitgeber in Wohnortnähe nur das Labor der Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg in Frage kommt. Sie hatte bereits zuvor Kontakt zur Integrationsbeauftragten der Klinik, Frau Baur und übermittelt dieser Herrn Fakhri Ibrahims Bewerbung sowie Informationen über den Qualifizierungsprozess für MTLA. In einem Vorstellungsgespräch kann Herr Fakhri Ibrahim von sich überzeugen und direkt mit der Arbeit starten. „Herr Fakhri Ibrahim hat uns nicht nur mit seiner Kompetenz, sondern auch mit seiner offenen Art sofort überzeugt“, so Frau Baur von der Klinik. 

Den passenden theoretischen Teil zu gestalten, ist zunächst etwas holprig. Dieser soll am Deutschen Institut zur Weiterbildung von Technolog*innen und Analytiker*innen in der Medizin e.V. absolviert werden. Nach einigen Abstimmungsschleifen mit dem Institut und dem Landesamt als anerkennende Stelle kann Frau Reintjes den Umfang und die Dauer aber festzurren. So kann Herr Fakhri Ibrahim im Januar 2025 auch mit dem theoretischen Unterricht beginnen. Die Kosten für die Weiterbildung sowie anfallende Fahrtkosten werden vom Förderprogramm IQ übernommen. 

Auf dem Foto abgebildet sind Askander Fakhri Ibrahim und Marion Baur. Marion Baur & Askander Fakhri Ibrahim © Elbe-Jeetzel-Klinik

Projekt Triple I – Ingenieure integrieren Ingenieure

Das Projekt Triple I ist weiterhin auf Erfolgskurs. Von Jahresanfang bis Mitte November 2024 nahmen 64 Ingenieur*innen mit ausländischem Hochschulabschluss an den Qualifizierungen teil. Und auch fürs nächste Jahr ist die Warteliste schon gut gefüllt. 

Die Kombination aus fachlichen und überfachlichen Seminaren mit individueller Beratung der Teilnehmenden ist ein erfolgreiches Konzept. Praktika, die von der Agentur für Arbeit finanziell unterstützt werden und Traineeprogramme bieten besonders geeignete Einstiegsmöglichkeiten für die ausländischen Ingenieur*innen.

Ergänzt wird das Konzept nun noch durch einen Berufssprachkurs für ausländische Architekt*innen und Bauingenieur*innen, der vom BAMF finanziert und organisiert wird. Von Dezember 2024 bis Mai 2025 werden die Teilnehmenden zweimal pro Woche für jeweils drei Stunden im Bereich Bauingenieurwesen und Architektur auf C1 Niveau (GeR) unterrichtet. Das zeigt, wie engagiert die ausländischen Ingenieur*innen sind. Denn eine erfolgreiche Integration von Fachkräften fängt bei einer guten Verständigung an.

Neuer Kurs für Physiotherapeut*innen – noch freie Plätze!

Die Völker-Schule Osnabrück startet im Januar 2025 einen neuen Vorbereitungskurs auf die Kenntnis-/Eignungsprüfung. Der Kurs ist für Physiotherapeut*innen mit einem ausländischen Berufsabschluss. Voraussetzung ist, dass sie bereits einen Antrag auf Anerkennung bei der zuständigen Stelle – in Niedersachsen dem Landesamt für Soziales, Jugend und Familie – gestellt und einen Bescheid mit einer teilweisen Gleichwertigkeit bekommen haben. Der Unterricht findet überwiegend online statt, die Teilnahme ist somit aus dem ganzen Bundesgebiet möglich. Weitere Informationen sowie Kontaktdaten finden Sie hier.

IQ Praxistalk: Fachkräftegewinnung – So finden Sie Fachkräfte aus dem Ausland

Zum ersten Mal hat in diesem Jahr der Praxistalk des IQ Netzwerks Niedersachsen für Unternehmen stattgefunden. In einem kurzen Input wurden die Teilnehmenden zum gesamten Prozess von der Rekrutierung über das Visum bis hin zur Integration ausländischer Fachkräfte informiert. Auch Unterstützungs- und Förderangebote für Unternehmen und ausländische Fachkräfte wurden aufgezeigt. In einem anschließenden Erfahrungsbericht stellte ein Unternehmen seinen Weg der Fachkräfteanwerbung vor. So konnten sich die Teilnehmer*innen über die Chancen und Stolpersteine informieren, praktische Tipps bekommen und sich über ihre Erfahrungen austauschen. 

Möchten auch Sie in Ihrer Region einen Praxistalk veranstalten? Dann melden Sie sich gerne bei uns und wir schauen gemeinsam, wie und mit welchen Partnern wir ein solches Format in Ihrer Region umsetzen können. 

Kontakt

Zentrale Ausländerbehörde Fachkräfteeinwanderung Niedersachsen

Die Landesregierung hat am 15. Oktober 2024 die Einrichtung einer zentralen Ausländerbehörde beschlossen, deren Aufgabe die Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens sein wird.

Mit dem Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im März 2020 bekamen die 52 kommunalen Ausländerbehörden in Niedersachsen eine wichtige Rolle bei der Fachkräfteeinwanderung. Neben der Ausstellung von Visa übernahmen sie fortan im beschleunigten Fachkräfteverfahren die gesamte Abwicklung der Verfahren, eine große Zusatzaufgabe. Die Einrichtung einer zentralen Ausländerbehörde soll nun entlasten und zudem einheitliche Verfahrensweisen ermöglichen sowie Fach- und Erfahrungswissen bündeln. Dadurch sollen ausländische Fachkräfte dem Arbeitsmarkt schneller zur Verfügung stehen. Die Zentrale Ausländerbehörde wird organisatorisch bei der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen angesiedelt sein und soll ihre Arbeit im ersten Halbjahr 2025 aufnehmen.

Die Illustration zeigt eine Hand, die etwas in einen Kalender einträgt. Daneben ist Termine zu lesen. © Freepik | pch.vector

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