IQ Netzwerk Niedersachsen IQ Netzwerk Niedersachsen
Newsletter 2 | 25
03. April 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Newsletter fassen wir für Sie eine Studie zusammen, die die Sichtweise von Unternehmen auf das Anerkennungsverfahren beleuchtet. Zudem stellen wir Ihnen die Bewerberbörse für Unternehmen der Bundesagentur für Arbeit vor und berichten vom Deutschen Fachkräftepreis. In der Rubrik Praxistipp für Unternehmen geht es dieses Mal um das Thema Deutschlernen. 

Außerdem haben wir für Sie ein Praxisbeispiel eines ukrainischen Ingenieurs, der in Niedersachsen beruflich Fuß fassen konnte. Und wir berichten vom IQ Netzwerktreffen, das dieses Mal in Braunschweig stattfand. 

Viel Spaß beim Lesen! 

Ihr Team vom IQ Netzwerk Niedersachsen

Die Illustrationzeigt einen Monitor, auf dem eine Person mit einem Megafon zu sehen ist. Daneben steht News. © Freepik | pch.vector

Anerkennung ausländischer Abschlüsse aus Unternehmenssicht

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz untersucht inwieweit die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen aus Sicht von Unternehmen für die Fachkräftesicherung von Bedeutung ist. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse für Sie kurz zusammen: 

Nur etwa jedes sechste befragte Unternehmen hat Erfahrungen mit der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Als Hauptgrund geben die Unternehmen fehlenden Kontakt zu internationalen Mitarbeitenden an. Als weitere Gründe werden mangelnde Informationen sowie hohe bürokratische Hürden angegeben. Dennoch erachten rund die Hälfte der befragten Unternehmen das Thema als relevant, auch wenn die praktischen Erfahrungen noch fehlen. Dies zeigt das Potenzial in diesem Themenfeld. Durch gezielte Information und Unterstützung können mehr Unternehmen für das Thema gewonnen werden. Indem Anerkennungsverfahren transparenter und schneller gestaltet werden, können sie für Unternehmen attraktiver werden. Unternehmen benötigen mehr Planbarkeit und Sicherheit. Zudem wünschen sich Unternehmen Beratung im Anerkennungsverfahren mit festen Ansprechpartner*innen sowie Austausch in Unternehmensnetzwerken. Die Digitalisierung der Antragstellung sowie finanzielle Unterstützung sind weitere wichtige Punkte, um das Anerkennungsverfahren für Unternehmen attraktiver zu machen. 

Als Gründe für die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen geben die Unternehmen zum Großteil Wertschätzung und Bindung an das Unternehmen an. Gesetzliche Rahmenbedingungen scheinen hier eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für die erfolgreiche Integration erachten die Unternehmen die Anerkennung als besonders bedeutend. 

Lesen Sie hier die gesamte Studie!

Bewerberbörse für Unternehmen

Kennen Sie schon die Bewerberbörse der Bundesagentur für Arbeit? Unternehmen können darin branchenspezifisch in nur wenigen Klicks nach geeigneten Bewerberprofilen suchen. 

Mit Hilfe eines oder mehrerer Stichworte können Sie nach passenden Bewerber*innen suchen. Sie können zusätzlich einen Ort und Umkreis angeben. Dann werden Ihnen nur Profile angezeigt, die in der entsprechenden Region zur Verfügung stehen. 

In der erweiterten Suche können Sie anhand eines Berufe- und Kenntniskatalogs nach passenden Profilen suchen. Sie können Begriffe ein- oder ausschließen, die unbedingt bzw. auf keinen Fall auftauchen sollen. 

Haben Sie ein interessantes Profil gefunden, können Sie über die Bewerberbörse Kontakt zu dem potentiellen Bewerber bzw. der potentiellen Bewerberin aufnehmen. 

Testen Sie es selbst! Zur Bewerberbörse

Deutscher Fachkräftepreis 2025 verliehen

Am 25.02.2025 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales den Deutschen Fachkräftepreis verliehen. In sieben Kategorien wurden Unternehmen, Institutionen und Netzwerke ausgezeichnet, die nachhaltige Lösungen zur Fachkräftesicherung umsetzen. 

In der Kategorie Fachkräftezuwanderung gewann das Sana-Klinikum aus Remscheid den Fachkräftepreis. Das Klinikum hat ein eigenes Projekt zur Anwerbung ausländischer Pflegekräfte ins Leben gerufen und rekrutiert und integriert ausländische Pflegekräfte ohne Vermittlungsagentur. Das Projekt „RekrutierungIntegrationAusländischePflegekräfte“, kurz RIAP legt dabei besonderes Augenmerk auf faire Bedingungen für die ausländischen Pflegekräfte. Im gesamten Prozess von der Anwerbung bis zur Integration findet eine enge Begleitung und Unterstützung statt. Dies umfasst unter anderem Hilfe bei Behördengängen, Wohnungssuche und Familiennachzug sowie individuelle Sprachförderung. Das Projekt stellt somit eine Win-win-Situation für alle Beteiligten dar. 

Lesen Sie hier mehr zum Deutschen Fachkräftepreis! 

Praxistipp für Unternehmen – Deutschlernen im Betrieb

Sie haben eine ausländische Fachkraft eingestellt? Und was ist mit Sprachkenntnissen?  

Im Idealfall verfügt Ihre neue Fachkraft bereits über ausreichende Deutschkenntnisse. Aber eben nur im Idealfall. In den meisten Fällen wird es wohl so sein, dass die Sprachkenntnisse noch ausbaufähig sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob für die Tätigkeit nur geringe Deutschkenntnisse notwendig sind, weil im Arbeitszusammenhang eh eine andere Sprache gesprochen wird oder weil Kommunikation bei der auszuübenden Tätigkeit vermeintlich keine große Rolle spielt. 

Spätestens bei den Pausengesprächen mit Kolleg*innen, beim Small-Talk in der Kaffeeküche oder bei Gesprächen zwischen Tür und Angel wird Ihre neue Fachkraft außen vor sein, wenn sie nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt. Und auch nach Feierabend beim Sport, beim Treffen mit den Nachbar*innen und in der Schule oder Kita der Kinder sind Deutschkenntnisse essentiell. Nur mit ausreichenden Sprachkenntnissen kann Ihre neue Fachkraft bei Ihnen im Betrieb und in der neuen Heimat gut ankommen und sich wohlfühlen. Nur wenn sich Ihre neue Fachkraft wohl und gut angekommen fühlt, wird sie auf Dauer bei Ihnen im Betrieb bleiben. 

Sie denken: „Kein Problem, dann buche ich einen Deutschkurs“? 
Ein Sprachkurs ist natürlich ein guter Anfang, Sie können aber noch mehr tun. Nämlich das Sprachelernen in den betrieblichen Alltag integrieren. Hier ein paar Tipps, was Sie tun können:  

  1. Übersetzen Sie wichtige Dokumente, wie Arbeitsvertrag, Arbeitssicherheitsunterweisungen o. ä. in die Herkunftssprache oder in einfache Sprache.   
  2. Übersetzen Sie Fachvokabular und arbeiten mit Bildern. Die branchenspezifischen Sprachflyer des Netzwerks NUiF können z.B. dabei helfen.
  3. Stellen Sie der neuen Fachkraft eine/n Sprachmentor*in zur Seite. Ein/e Sprachmentor*in kann dabei helfen, sprachliche Schwierigkeiten zu lösen und den Betrieb besser kennenzulernen.
  4. Planen Sie die Sprache und die damit verbundenen Maßnahmen bei der Einarbeitung zeitlich ein.
  5. Schaffen Sie ggf. Freiräume und einen Arbeitsplatz zum Lernen.   
  6. Schrauben Sie Ihre Erwartungen herunter. Erwarten Sie nicht, dass Ihre neue Fachkraft von Beginn an alles perfekt versteht. Nehmen Sie dabei auch das gesamte Team mit.   

Kurzum: Lassen Sie Ihre neue Fachkraft beim Deutschlernen nicht alleine!

Sie wollen mehr zu dem Thema erfahren? Dann wenden Sie sich an unsere Expertin Ursula Flegel oder besuchen Sie eine unserer kostenfreien Online-Veranstaltungen

Ein Ingenieur aus der Ukraine auf dem Weg zum Erfolg in Niedersachsen

Stanislav Holovatyi, ein erfahrener Bauingenieur aus der Ukraine, kam vor ca. zwei Jahren nach Deutschland, und hat sich das Ziel gesetzt – hier eine neue berufliche Zukunft aufzubauen. Zu Beginn stand für ihn die größte Herausforderung an: die deutsche Sprache. Er nahm an einem Sprachkurs teil, um sich im deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Parallel begann er in einer Straßenbaufirma zu arbeiten, zunächst als Praktikant, später auf Teilzeitbasis in der Abteilung Abrechnung. 

Um seine beruflichen Chancen auf eine verantwortungsvolle Stelle als Bauingenieur weiter zu verbessern, bewarb er sich für das IQ Projekt Triple I: Ingenieure integrieren Ingenieure bei der Ingenieurkammer Niedersachsen. Im Projekt absolvierte er fachbezogene Qualifizierungen aus seinem Bereich und lernte die in Deutschland üblichen Vorgänge und Prozesse in der Planung und Bauausführung kennen. Parallel wurde er von den Projektmitarbeiterinnen intensiv unterstützt und individuell zu seinem Berufseinstieg beraten. 

Trotz einiger Rückschläge, wie Absagen für die „Traumstellen“ oder ausgebuchte Deutschkurse, blieb Stanislav Holovatyi optimistisch und wurde durch die Projektmitarbeiterinnen bestärkt auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben und sich immer wieder als hochqualifizierter und erfahrener Bauingenieur auf dem Arbeitsmarkt zu präsentieren.

Nach einer Bewerbung für eine Ingenieursstelle bei der Samtgemeinde Boldecker Land in Niedersachsen entschieden sich die Verantwortlichen für das Wissen und das Potenzial von Stanislav Holovatyi und boten ihm sogar eine unbefristete Stelle als Bauingenieur an. Die Einstellung erfolgt zunächst mit 25 Stunden pro Woche, um Stanislav Holovatyi die Möglichkeit zu geben, seinen laufenden Deutschkurs bis Mai 2025 zu absolvieren. Anschließend wird er in Vollzeit beschäftigt. Jetzt hat er sein Ziel erreicht!

Das Foto zeigt Stanislav Holovatyi © Privat

IQ Netzwerktreffen

Bei strahlendem Sonnenschein fand am 18.03.2025 das Netzwerktreffen des IQ Netzwerks Niedersachsen in der Volkshochschule Braunschweig statt. Mit knapp 40 Teilnehmenden aus den Regionalen Integrationsnetzwerken, den Anerkennungsberatungsstellen sowie dem Projekt Faire Integration waren Kolleg*innen aus verschiedenen Arbeitsbereichen vertreten. 

Neben viel kollegialem Austausch gab es auch spannenden Input. Nachdem die IQ Projektleitung über Neuigkeiten informiert hatte, brachte Claudia Meimbresse von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade die Teilnehmenden auf den aktuellen Stand der Umsetzung von Validierungsverfahren. Später ging es dann noch um den Zusammenhang von Berufsanerkennung und Aufenthaltstitel. Unsere beiden Expert*innen für Fachkräfteeinwanderung, Lars Mund und Berenike Schauwinhold, brachten den Teilnehmenden näher, wann eine Anerkennung auch bei nicht-reglementierten Berufen notwendig oder sinnvoll ist. In zwei Workshops ging es außerdem um die Themen Gender & Migration sowie Kollegiale Beratung. 

Insgesamt ein sehr schöner und interessanter Tag mit spannenden Beiträgen, interessanten Diskussionen und viel Austausch. Eben allem, was zu einem erfolgreichen Netzwerktreffen dazu gehört. 

Das Foto zeigt die Teilnehmenden des IQ Netzwerktreffens © RKW Nord GmbH
Die Illustration zeigt eine Hand, die etwas in einen Kalender einträgt. Daneben ist Termine zu lesen. © Freepik | pch.vector

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Alle Termine und Seminarangebote können Sie in unserer Veranstaltungsübersicht entnehmen.