IQ Netzwerk Niedersachsen IQ Netzwerk Niedersachsen
Newsletter 3 | 25
16. Juni 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

bevor viele von Ihnen und von uns in ein paar Wochen in den Sommerurlaub starten, haben wir noch den dritten Newsletter dieses Jahres für Sie. Wir stellen Ihnen eine tolle Kampagne des Landes Niedersachsen vor, schauen zurück auf ein Jahr Chancenkarte und informieren über den aktuellen Stand der neuen Zentralstelle für das beschleunigte Fachkräfteverfahren. In unserem Praxistipp für Unternehmen geht es dieses Mal um Dual Career.

Zudem berichten wir aus den eigenen Reihen: Wir stellen Ihnen den Anerkennungsberatungsbericht 2024 vor und berichten von der Integrationskonferenz 2025. Lesen Sie außerdem, wie eine Beratungsstelle in Hannover es schafft, gezielt mehr Mütter in die Beratung zu bringen. 

Viel Spaß beim Lesen! 

Ihr Team vom IQ Netzwerk Niedersachsen

Die Illustrationzeigt einen Monitor, auf dem eine Person mit einem Megafon zu sehen ist. Daneben steht News. © Freepik | pch.vector

Vorbild Niedersachsen: Vielfalt als Fachkräftepotenzial

Mit seiner Marketingkampagne „Arbeitgeber Niedersachsen – sicher“ präsentiert sich das Land Niedersachsen als verlässlicher Arbeitgeber mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst. So sollen mehr Menschen für die Arbeit beim Land Niedersachsen gewonnen werden. 

Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Potenzial von Menschen mit Migrationsgeschichte gelegt. Durch gezielte Information und Aufklärung, einen transparenten Bewerbungsprozess, das Sichtbarmachen von Vorbildern sowie die interkulturelle Öffnung der Landesverwaltung soll ihnen der Zugang zum öffentlichen Dienst erleichtert werden. Auf der Homepage der Kampagne hat das Thema „Interkulturelle Vielfalt“ einen besonderen Stellenwert. Es werden beispielsweise Informationen zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen, zu Bewerbungsvoraussetzungen mit einer ausländischen Nationalität sowie zu erforderlichen Deutschsprachkenntnissen in neun verschiedenen Sprachen vorgehalten. 

Mit einer Videokampagne werden Menschen mit Migrationsgeschichte direkt angesprochen, um sie gezielt für den Landesdienst zu gewinnen. In fünf kurzen Videos werden authentische und reale Erfolgsgeschichten von Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Herkunftsländern dargestellt. Die Berufsvielfalt mit den vielfältigen Abschlussmöglichkeiten beim Land Niedersachsen wird dabei abgebildet. 

Das Land Niedersachsen präsentiert sich damit als moderner, offener Arbeitgeber, der den Mehrwert interkultureller Perspektiven schätzt. Unseres Erachtens ein tolles Leuchtturmprojekt, das sich zum Nachahmen eignet. Schauen Sie selbst

Ein Jahr Chancenkarte – Wirkung oder Wunsch?

Vor gut einem Jahr wurde die Chancenkarte eingeführt. Damit soll qualifizierten Menschen aus Nicht-EU-Staaten ein vereinfachter und flexibler Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Mit dem Punktesystem, das berufliche Qualifikation, Sprachkenntnisse und Berufserfahrung berücksichtigt, können Fachkräfte eine Aufenthaltserlaubnis zur Arbeitssuche in Deutschland erhalten. Das Besondere: Auch ohne konkretes Jobangebot kann man mit der Chancenkarte für bis zu einem Jahr – abhängig von der Lebensunterhaltssicherung – nach Deutschland kommen, um vor Ort eine Stelle zu finden. 

Ein Jahr nach dem Start ziehen wir Bilanz und schauen, inwieweit die Chancenkarte wirkt und ob sie mehr Fachkräfte nach Deutschland bringt: 

Während in den ersten Monaten nach der Einführung der Chancenkarte die Bilanz ernüchternd war, da sie kaum auf Interesse stieß, steigt die Nachfrage inzwischen an. Bis Mitte Mai 2025 wurden mehr als 10.000 Visa für Chancenkarten erteilt. Damit bleiben die Anträge für die Chancenkarte zwar deutlich hinter dem im Gesetz genannten Ziel von 30.000 pro Jahr zurück, doch die Antragszahlen nehmen stark zu. Im Vergleich zu den erteilten Visa zur Arbeitsplatzsuche nach den alten Regelungen zeigt sich eine deutliche Steigerung. Während das bisherige Visum zur Arbeitsplatzsuche nur eine sehr kleine Zielgruppe ansprach, wird die Chancenkarte offenbar als gute Gelegenheit verstanden, in den deutschen Arbeitsmarkt einzuwandern. Das große Interesse an der Chancenkarte wird nicht nur durch die Antragszahlen, sondern auch durch aufgesuchte Online-Plattformen und Social Media Einträge deutlich.   

Dennoch ist nicht klar, wie viele Personen mit einer erteilten Chancenkarte tatsächlich einreisen, da sie sich nach der Einreise nicht bei der Ausländerbehörde melden müssen. Erst im Falle einer Verlängerung der Chancenkarte oder der Umwandlung in einen anderen Aufenthaltstitel haben sie Kontakt zur Ausländerbehörde. Verlässliche Zahlen über die tatsächlichen Einreisen mit der Chancenkarte liegen deshalb nicht vor.   

Als eine der größten Hürden sehen Experten die Lebensunterhaltssicherung. Diese kann zwar nicht mehr nur durch ein Sperrkonto oder eine Bürgschaft nachgewiesen werden, sondern auch durch eine Nebenbeschäftigung von bis zu 20 Wochenstunden, die unabhängig von der eigenen Qualifikation ist. Doch muss dazu ein Arbeitsvertrag für eine solche Nebenbeschäftigung vorliegen. Die teils sehr langen Wartezeiten bei den Auslandsvertretungen verhindern aber oftmals, dass Arbeitgeber eine Person einstellen, da sie nicht wissen, wann diese für sie arbeiten kann. Die Attraktivität der Chancenkarte hängt daher wesentlich von einer weiteren Beschleunigung der Visaverfahren ab. Denn nur mit einer besseren Planbarkeit sind Arbeitgeber bereit Arbeitsverträge für eine Nebenbeschäftigung zu schließen. 

Fazit: Die Chancenkarte birgt Potenzial, da sie durchaus auf großes Interesse stößt. In der Umsetzung gilt es aber noch einige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, insbesondere sind hier die langwierigen Visaverfahren zu nennen. 

Start der Zentralstelle für beschleunigte Fachkräfteverfahren

Die neue Zentralstelle wird zum 1. Juli 2025 ihren Betrieb in Osnabrück aufnehmen. Für die Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens (§ 81a AufenthG) sind bislang die kommunalen Ausländerbehörden in Niedersachsen zuständig. Um Verwaltungsverfahren zu beschleunigen und zu vereinfachen und somit Niedersachsen für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver zu machen, wird eine Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung Niedersachsen eingerichtet, die ab Juli 2025 für die beschleunigten Fachkräfteverfahren zuständig sein wird. Diese Zentralstelle wird organisatorisch bei der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen angesiedelt sein. Während einer Übergangsfrist bis Ende 2025 können Antragstellende entscheiden, ob sie die Anträge bei ihrer kommunalen Ausländerbehörde oder bei der neuen Zentralstelle einreichen wollen. Ab dem Jahresbeginn 2026 ist dann ausschließlich die neue Zentralstelle für diese Aufgabe zuständig. Lesen Sie hier mehr. 

Praxistipp für Unternehmen – Dual Career

Von Dual Career – also der Berücksichtigung der beruflichen Perspektiven beider Partner*innen – spricht man zumeist im Zusammenhang mit hochqualifizierten Fach- und Führungskräften. Aber auch bei der Rekrutierung und Einstellung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland spielt dies eine wichtige Rolle. Gemeint ist hierbei nicht alleine die berufliche Karrieremöglichkeit mit entsprechenden Aufstiegschancen, sondern ganz allgemein auch das Miteinreisen, Ankommen und Fuß fassen beider Partner*innen sowie der Familie. 

Bieten Sie bereits Bewerber*innen aus dem Ausland und Ihren neuzugewanderten Fachkräften gezielte Unterstützung bei der Einreise und Jobsuche ihrer Partner*innen. Informieren Sie beispielsweise über die rechtlichen Möglichkeiten des Familiennachzugs. Unterstützen Sie die Jobsuche durch Ihre Netzwerke und Kontakte. Informieren Sie über das deutsche Schulsystem, Kindertagesstätten etc. und sind bei Anmeldungen behilflich. Kurzum: Denken Sie nicht nur an die Integration Ihrer Fachkraft, sondern unterstützen Sie ein Feelgood-Management für die ganze Familie. So fördern Sie eine langfristige Mitarbeitendenbindung – denn zufriedene Familien bleiben länger.

Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung – Jahresbericht 2024

Die Auswertung zur niedersächsischen Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung im Jahr 2024 liegt vor. Hierin werden Zahlen und Daten der acht IQ Anerkennungsberatungsstellen, der Beratungsstellen der Jobcenter Wolfsburg, Gifhorn und Helmstedt, der VHS Heidekreis sowie der Landesstelle Berufsanerkennung dargestellt. Wir fassen den Bericht für Sie kurz zusammen: 

Im Vergleich zum Jahr 2023 konnte im Jahr 2024 ein Anstieg der Beratungszahlen von ungefähr 45 % verzeichnet werden. In 2024 wurden knapp 22.000 Personen zur Anerkennung ihres Berufs- oder Studienabschlusses beraten. Dieser deutliche Anstieg ist nicht nur auf den weiteren Ausbau des Beratungsnetzwerks und die Erhöhung der Beratungskapazitäten zurückzuführen. Auch die politische Weltlage trägt dazu bei, dass der Beratungsbedarf weiter steigt. So hatten in 2024 gut 45 % der Ratsuchenden ihre Ausbildung bzw. ihr Studium in der Ukraine absolviert. Damit stellen die ukrainischen Ratsuchenden weiterhin die größte Gruppe dar. Gefolgt von Personen mit Abschlüssen aus Syrien, der Türkei, dem Iran und der Russischen Föderation. Bei den mitgebrachten Referenzberufen liegen Ökonom*innen, Ingenieur*innen, Lehrkräften, Pflegefachkräfte sowie Ärztinnen und Ärzte vorne. 

Es zeigt sich also, dass der Beratungsbedarf weiterhin hoch ist und das Beratungsangebot gut angenommen wird. Die Beratungsstellen sind im Prozess der Anerkennung ausländischer Berufs- und Studienabschlüsse unverzichtbar. Personen mit ausländischen Qualifikationen können so eine bildungsadäquate Beschäftigung aufnehmen und dem deutschen Arbeitsmarkt als Fachkräfte zur Verfügung stehen. Lesen Sie hier den gesamten Bericht. 

VHS Heidekreis bringt IQ Mentoring zur Integrationskonferenz 2025

Am 14. Mai 2025 fand die 9. Integrationskonferenz des Bündnisses "Niedersachsen packt an" unter dem Motto „Patenschaften – Gemeinsam Stark“ in Hannover statt. Die über 300 Teilnehmenden diskutierten an diesem Tag über die Bedeutung von Mentoring- und Patenschaftsmodellen für die Integration von Zugewanderten. Der damalige Ministerpräsident Stephan Weil eröffnete nicht nur die Konferenz, sondern tauschte sich auch angeregt mit den Teilnehmenden aus.

Das IQ Mentoring Projekt der VHS Heidekreis stellte seine Arbeit in einem der Fachpanels sowie an einem Informationsstand vor. Das Projekt bringt Fachkräfte aus dem Ausland (Mentees) und Mentoren*innen aus der Region zusammen. Die regional vernetzten Profis helfen den Fachkräften, den deutschen Arbeitsmarkt und die regionalen Ansprechpartner*innen besser kennenzulernen. Im Laufe eines halben Jahres bündelt das Tandem die Kompetenzen und Qualifikationen, um eine adäquate Beschäftigung im erlernten Beruf zu finden. Dabei unterstützt das IQ Mentoring Team das Tandem aus Mentees und Mentoren*innen durch unterschiedliche Workshopangebote und individuelle Hilfestellungen.

Das IQ Mentoring Projekt leistet damit – so wie auch alle anderen Patenschaften, Mentoring- und Tandemmodelle – einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und trägt zur Integration von Zugewanderten bei. 

Das Foto zeigt Lija Weber, Kateryna Smirnow und Uwe Mylius (v.l.n.r.) vom IQ Mentoring Projekt der VHS-Heidekreis bei der Integrationskonferenz. © Henning Scheffen, Nds. Staatskanzlei

IQ Beratungsstelle richtet Spielecke ein

Seit 2019 bietet kargah e.V. eine niederschwellige Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung speziell für zugewanderte Frauen an. Migrantinnen müssen auf dem Weg zur bildungsadäquaten Beschäftigung mehrere Hürden überwinden. Durch Migration und familiäre Verpflichtungen werden Berufsbiographien unterbrochen und das eigene Bedürfnis nach beruflichen Verwirklichung zurückgestellt. Eine kulturell bedingte Rollenverteilung und fehlende Kinderbetreuung stellen zusätzliche Herausforderungen dar, so dass die Frauen oft erst spät die Anerkennungsberatung aufsuchen. 

Um dieses Problem zu lösen, hat kargah e. V. eine Spielecke im Beratungsraum eingerichtet, mit Spielzeugen, Büchern, einer Wickelunterlage und einer Rückzugmöglichkeit zum Stillen. So können sich kleine Kinder in der liebevoll gestalteten Spielecke während des Beratungsgesprächs beschäftigen und sind gleichzeitig ihren Müttern nahe und die Migrantinnen müssen nicht mehr komplexe und langwierige Anerkennungsverfahren auf die lange Bank schieben und warten, bis die Kinder untergebracht sind.

Das Foto zeigt die Anerkennungsberaterin Janina Seeberger (links) mit einer Ratsuchenden und ihrem Sohn. © kargah e.V.
Die Illustration zeigt eine Hand, die etwas in einen Kalender einträgt. Daneben ist Termine zu lesen. © Freepik | pch.vector

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