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"Schön wären gleiche Regelungen für alle Geflüchteten."
Wer bist du und was machst du im IQ Netzwerk?
Mein Name ist Claudius Voigt, ich bin 47 Jahre alt und Sozialarbeiter. Ich bin ein bisschen stolz darauf, schon fast seit Beginn, also seit über elf Jahren, beim IQ Netzwerk Niedersachsen mitarbeiten zu dürfen. Und ich bin mehr als ein bisschen traurig darüber, im Oktober das IQ Netzwerk zu verlassen, weil sich meine Stellenfinanzierung ändern wird.
Was sollte man über dein IQ Projekt unbedingt wissen?
Das Projekt, für das ich tätig bin, nennt sich „Ausländerrechtliche Qualifizierungen“. Hört sich sperrig an und ist es auch – jedenfalls manchmal. Meine Aufgabe ist es, Kolleg*innen in den IQ Teilprojekten oder auch in anderen Beratungsstellen oder Behörden über aufenthaltsrechtliche Rahmenbedingungen zu informieren: Welcher Aufenthaltstitel ist möglich, welche Sozialleistungen können beantragt werden, kann eine Arbeitserlaubnis erteilt werden usw. Dazu mache ich am Telefon und per Mail kollegiale Beratung, erstelle Informationsmaterialien oder führe auch Seminare durch.
Wie hat sich deine Arbeit bei IQ entwickelt?
Fortbildungsveranstaltungen und Seminare haben bis vor zweieinhalb Jahren immer vor Ort stattgefunden. Online-Seminare waren quasi noch gar nicht erfunden. Da musste (besser: durfte!) ich ziemlich viel quer durch Niedersachsen reisen, um vor Ort als Referent Veranstaltungen durchzuführen. Das war total spannend, weil ich in Regionen und Städte kam, die ich vorher kaum kannte. Ich habe Niedersachsen ziemlich gut kennengelernt! Durch Corona ist das natürlich total anders geworden: Es findet fast alles nur noch online statt. Das spart Zeit und Energie – es geht aber auch einiges verloren. Inhaltlich gab es in der ganzen Zeit eigentlich drei große Einschnitte: Der Sommer der Migration 2015, als so viele Schutzsuchende nach Deutschland geflohen sind und Deutschland sich eine kurze Zeit lang weltoffen gezeigt hat. Danach kam aber sehr schnell der Rollback: Die Politik hat, getrieben von den Rechtsradikalen, viel dafür getan, das Land gegen Schutzsuchende abzuschotten. Diese rückwärtsgewandte Entwicklung ab 2016 war bitter – und nach meiner Überzeugung grundfalsch. Dann kam das Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2020, das für ein bisschen Öffnung gesorgt hat – allerdings viel zu wenig.
Welche Themen und Entwicklungen beschäftigen dich gerade besonders?
Momentan ist das, wie für viele, der brutale Krieg in der Ukraine und die vielen Menschen, die hier Schutz suchen. Der Umgang mit den Geflüchteten aus der Ukraine ist viel unbürokratischer und großzügiger, als das für andere Geflüchtete gilt. So dürfen sie zum Beispiel von Beginn an arbeiten. Das bringt die ungleiche Behandlung und die rechtliche Diskriminierung anderer Gruppen deutlich zum Ausdruck. Schön wäre, wenn die Regelungen für die Menschen aus der Ukraine für alle gelten würden.
Was nimmst du als Erfahrung aus dem IQ Netzwerk mit?
Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, die unglaublich engagiert und mit großer Expertise sich für ihre Klient*innen einsetzen. Besonders spannend finde ich, dass die Fachkenntnis so breit gestreut ist: Jede*r ist für einen anderen Bereich Spezialist*in. Diese Kenntnisse kommen im IQ Netzwerk zusammen, werden gebündelt und kommen so den Betroffenen zugute. Ich wünsche den Kolleg*innen im IQ Netzwerk Niedersachsen, dass sie auch in den nächsten Jahren ihre tolle Arbeit fortsetzen können.